Macht, Ohnmacht & Gier


09.07.2015

Dennis I. aus Tirol hat geschrieben:


"Glaubst du, dass uns in irgendeiner Art und Weise so eine Art Angst vor den 'Mächtigen' eingebläut wurde, so dass wir glauben, schwach und nutzlos zu sein, obwohl wir eigentlich die sind, die die Macht hätten?"

Das glaube ich nicht nur, das weiß ich ziemlich sicher. Ein Kind lernt durch Abkucken und ein Kind von Eltern, die sich gegenüber Politikern und Wirtschaftsmogulen ohnmächtig und hilflos fühlen, wird im Bewusstsein aufwachsen, dass die Mächtigen sowas wie übergeordnete Größen sind, denen man nur beikommen kann, indem man sie stürzt.

Viele wachsen in dem Bewusstsein auf, dass die Mächtigen 'uns kleinen Leuten' Böses wollen - weil das, was sie den Ohnmächtigen abverlangen, ja nu wirklich nicht besonders nett ist. Aber auch, wenn dies in vereinzelten Fällen zutreffen mag, dass ein Mächtiger einem Ohnmächtigen Böses will - in den meisten Fällen ist ihnen garnicht bewusst, was sie bewirken.


Nimm zwei kleine Kinder - eines aus dem Haus eines Mächtigen und eines aus dem Haus eines Ohnmächtigen - lass sie gemeinsam aufwachsen und du wirst erleben, dass BEIDE Verständnis für den jeweils anderen aufbringen. Das ist bei den Gesellschaftsschichten kein bisschen anders als bei der Hautfarbe.


KEIN Verständnis haben nur die, die die jeweils andere Gesellschaftsschicht nicht kennen. Für sie ist das jeweils andere fremd und erstmal bedrohlich. DIE kucken sich halt in Ermangelung echter Erfahrungen das Verhalten der Eltern und später in ihrem Umfeld ab. Dafür brauchts kein Einbläuen, dafür reicht das Vorbild der Eltern vollauf. Und das bleibt den meisten selbst dann erhalten, wenn sie sich mit ihren Eltern überworfen haben - einfach weil sie es schon lernen, bevor sie selbstverantwortlich denken können. Mit guter oder schlechter Mensch sein hat das nicht das Geringste zu tun.

Dennis I.:
"Ich meine, würden sich alle Menschen auf einen Schlag einfach ihr Geld abheben, würde das Bankensystem mirnichts-dirnichts zusammenbrechen."


Natürlich.
Und wenn sich alle zusammenschließen und sich von ihren Regierungen abwenden würden, dann könnten die halt kucken, wen sie wo, wann und wie regieren. Es sind nicht die Mächtigen, die wirklich Macht haben, aber sie nutzen den Glauben der Ohnmächtigen an ihre Ohnmacht. Und auch dies geschieht meist, ohne dass sich die Mächtigen ihrer eigentlichen Ohnmacht bewusst wären. Die meisten glauben ja auch selbst an ihre Macht. Was aber nichts daran ändert, dass es nichts als eine Illusion ist - die zwar funktioniert, aber nicht aus realen Fakten sondern aus dem Glauben an die Macht heraus. Und dieser Glaube lebt in beiden Lagern - aber real ist er dennoch nicht.

Dennis I.:
"
Deshalb dürfen die Griechen ja nur noch 60 pro tag pro person abheben, weil ihnen sonst das bankensystem flöten ginge."


Das Wirtschaftssystem ist an widernatürlichem, lebensfeindlichen Schwachsinn einfach nicht zu überbieten. Das ist ein Hauptgrund, warum ich derzeit keinem einzigen Politiker mein Vertrauen aussprechen kann. Es gibt schon einige, die sehr wohl wissen, dass Leben, also Mensch, Tier und Natur und unser Lebensraum wichtiger sind als eine stabile Wirtschaft - aber auch DIE irren planlos zwischen althergebrachten -ismussen (Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus, Marxismus usw.) umher und sind offensichtlich ziemlich unfähig, sich ganz neu zu orientieren. Sie trampeln auf alten verlassenen Pfaden herum, die sich vielleicht gut anhören, aber noch niemals wirklich funktioniert haben. Aber das reicht alles noch nicht aus, dass sie ihre derzeitigen Glaubensmuster und Ideologien mal in Frage stellen, wenigstens für eine Weile beiseite legen und mal was Neues zu versuchen. Deswegen glauben sie ja auch nicht, dass ein anderer irgendwo eine Lösung finden kann. Ist ne echt verfahrene Situation, aber wir schaffen dran.

Dennis I.:
"
Was die Gier auf mehr anbelangt, war ein Video auf facebook, wo ein Typ von der Börse meinte, das ihnen eh alles egal is, ob die Welt nun zugrunde geht oder nicht, sondern dass es nur darum geht Profite zu machen, egal wie."

 

Das Video hab ich auch selbst geteilt - wobei dieser 'Börsenmakler' in besagtem Video wie ich später erfahren habe nicht ganz echt war. Im Nachhinein war mir das klar, die echten werden das kaum so offen eingestehen - schon weil sie nicht Gefahr laufen wollen, zusammengeschlagen, über den Haufen gefahren oder irgendwo aufgeknüpft zu werden. Und das Risiko besteht ja, so aufgebracht, wie die Menschen mittlerweile sind.


Was der Mann jedoch sagt, deckt sich restlos mit den Aussagen z.B. von 'Aussteigern', die in diesem Job fast kaputt gegangen sind. Sie berichten teilweise völlig offen über genau die gleichen Dinge, auch Jenke von Wilmsdorff hat mit einem gesprochen und er ist für mich echt vertrauenswürdig. Dass der Mann im Video eher Schauspieler als Börsenmakler ist, ändert nicht das Geringste an der Richtigkeit seiner Aussagen. Schon die Tatsache, dass mit Grundnahrungsmittel spekuliert wird, bestätigt das ja in vollem Umfang.

Und weil ich im Moment einfach megawichtig finde, Bewusstsein zu wecken, hab ichs gelassen.

 

Dass es Börsenmaklern im Grunde genommen um Profite geht, ist richtig.

Die meisten sehen darinnen nichts Schlimmes, man kann nur Gefühl für etwas aufbringen, das man kennt - und für die ist das in etwa so als würde unsereins eine Runde Monopoly spielen. Nicht mehr, nicht schlimmer, nicht böse - einfach nur ein Spiel, im Grunde genommen ein Glücksspiel, das zu ihrem Lebensinhalt geworden ist - wie Poker oder Roulette, nur mit höheren Chancen auf Gewinn, je besser man das Spiel beherrscht. Die meisten von ihnen empfinde ich eher als spielsüchtig denn als böse.

Woher sollen sie das Gefühl kennen, dass die Welt zugrunde geht? Sie haben ja keinerlei Verbindung dazu. Es ist ein Spiel, in dem es Gewinner und Verlierer gibt und sie tun ihr möglichstes, um zu den Gewinnern zu gehören. Das ist schon alles.

 

Hinzu kommt: Auf Führungsebenen bewegen sich prozentual viele Menschen mit sozio- und psychopatischen Zügen vertreten - aber meine Güte, wenn das System ihnen dieses Spiel anbietet? Ai dann spielen sie halt mit!


Dennis I.:
"
Woher kommt aber deren Gier? Ist sie antrainiert? Oder kompensieren sie damit nur etwas?"


Das muss nicht antrainiert werden, Menschen haben unglaublich vielfältige Entwicklungspotentiale und wenn ein Kind von Mächtigen immer nur die eigene Gesellschaftsschicht erlebt hat - eventuell bei Pappa gesehn hat, wie das mit dem Rechnen und dem Geldverdienen geht und dass es auch wichtig und richtig ist, kommts erstmal aller Wahrscheinlichkeit garnicht auf die Idee, dass das nu was Falsches sein könnte. Siddharta Gautamas wachsen nicht auf Bäumen, auch wenn es sie immer wieder gibt - ist aber selten. Das Parfüm des eigenen Stalles bleibt einem meistens erhalten, auch wenn es sich im Laufe der Zeit mit anderen Düften vermischt.

 

Die meisten Börsenmakler spielen einfach nur Monopoly - und wenn du dieses Spiel je gespielt hast, dann weißt du selbst, dass du nicht aufhörst, wenn du glaubst, genug zu haben - dann willst du gewinnen, ist es nicht so?